Kontext
Es war ein molekularbiologisches Praktikum, das sowohl mit BA-Studierenden des Studiengangs Biologie als MA-Studierenden des Studiengangs Molecular LIfe Science durchgeführt wurde . Die kleinste Gruppe, die das WebQuest durchgeführt hat, waren 16 Studierende, die größte hatte 32 Teilnehmer.
Problem
Bei einem Laborpraktikum zeigte sich immer wieder, dass den Studierenden das Praktikum und das Thema am Anfang völlig egal war, sie ihm leidenschaftslos gegenüberstanden, während ich und mein Vorgesetzter es für das wichtigste Praktikum und das wichtigste Thema überhaupt hielten. Daher hatte sich nur ein Teil der Studierenden auf den Inhalt und/oder den Ablauf der Experimente vorbereitet und den Studierenden fiel es schwer, Bezüge zwischen den Experimenten, der Vorlesung und dem begleitenden Seminar zu ziehen. Die Einführung einer aktiven Recherchephase sollte diese fehlende Vorbereitung ausgleichen, die Experimente mit der aktuellen Forschung meiner Arbeitsgruppe verbinden und Studierende für das Thema motivieren.
Wirkkräfte
Herausforderungen:
- PC-Pool mit ausreichend Platz wo wir unter uns waren, auch mal laut werden konnten (spontane Gruppendiskussionen mit allen über die Plätze hinweg) und Gefundenes ausdrucken konnten
- Studierende müssen erkennen, dass es im Forschungsprozess nicht nur um erfolgreiche Experimente geht, sondern dass auch fehlgeschlagene Experimente einen bestärken können. Es geht um die Entwicklung einer forschenden Haltung. Dies muss man immer wieder im Seminar betonen und darf es nicht ignorieren.
Was es vorantrieb:
- Die Aufgeschlossenheit von meinem Chef und den anderen Lehrenden der Abteilung der Idee gegenüber, dass es vor allem um die Vermittlung von Forschungskompetenzen geht, so dass wir uns in der Arbeitsgruppe auf eine Mindestanzahl an Experimenten einigen konnten, deren Methoden bereits den Studierenden bekannt war. Zuvor ging es eher um die Abarbeitung einer vorgegeben Menge an Methoden oder molekularbiologischen Techniken.
- Den Spielraum, den ich durch diese Abstimmung und Einigung bekam, so dass ich auch in fremden Vorlesungen und Seminaren Bezüge zum WebQuest unterbringen konnte.
- Über genügend Geld zur Ausstattung des Praktikums zu verfügen (ich konnte teurere Chemikalien kaufen, welche die Experimente beschleunigt und so den Zeitverlust durch die Recherche ausgleichen)
Lösung
Damit die Studierenden sich durch selbstständige Recherche auf die Laborexperimente vorbereiten aber auch eigene (Forschungs)fragen entwickeln konnten, wurde auf einer Lernmanagementplattform ein WebQuest erstellt.
Das WebQuest bestand aus drei Aufgaben. Diese konnten je nach Interesse der Kleingruppen (2-4 Studierende) in beliebiger Reinfolge, vollständig oder auch unvollständig, bearbeitet werden. Am Ende trugen alle Kleingruppen ihre Rechercheergebnisse in Form von Antworten auf die Fragen, offen gebliebenen Fragen und ihren eigenen Fragen an das Thema zusammen. So entstand ein umfängliches Bild über das vorhandene Wissen und allen offenen Fragen zu dem Thema sowie den Experimenten Auch so manch Unerwartetes wurde so für alle zugänglich gemacht.
Details der Lösung
Die Recherche fand in Präsenz im PC-Pool der Biologie statt und gliederte sich wie folgt: 8 Stunden Recherche (inkl. Pause) in Kleingruppen, 3 h Zusammenfassung und Austausch und 1-2 Stunden Diskussion der Ergebnisse und daraus abgeleitet die Planung der Experimente (wer macht was warum in den kommenden 3 1/2 Tagen im Labor).
Um angemessene Aufgaben für das WebQuest zu entwickeln, muss man sich seiner eigenen Arbeitsweise bewusst werden. Daher habe ich mich selbst, aber auch unsere Doktoranden befragt, wie ihre Rechercheschritte explizit aussehen, welche Tools und Plattformen sie nutzen, wo sie welche Information finden und wie sie diese zu einem Forschungsdesign (oder einer ersten Idee von Experimenten) verbinden.
Die Ergebnisse des WebQuest wurden in einer PowerPoint-Präsentation gesammelt. Diese immer wieder in den Experimenten rausgeholt, sich darauf bezogen (Warum macht wer gerade wie welches Experiment) und die Ergebnisse der Experimente diskutiert.
Alle Studierenden konnten darüber hinaus die eigenen Ergebnisse und die der anderen Kleingruppen für den Einleitungsteil ihrer Protokolle verwenden bis dahin, dass alle Gruppen den gleichen Text abgeben durften, wenn er die Rechercheergebnisse aller enthielt.
Folgen (Vorteile, Nachteile)
Positive Wirkungen
- Gute, intessierte und mit einer schnellen Auffassungsgabe gesegnete Studierende wurden weiter gefördert.
- Studierende für ein Thema begeistert.
- Wir hatten dananch mehr Kandidaten für Abschlussarbeiten als wir annehmen konnten.
Negative Wirkungen
- Studierende die mit dem Handwerkszeug (Berechnen von Konzentrationen, richtiges Pipptieren, eigenes Zeitmanagement) nicht klar kamen oder nicht konnten, konnten das Gefühl bekommen abgehängt zu werden (waren bis zu 2 Stunden länger im Labor oder deren Versuche klappten nicht),
- Studierende, die das Scheitern noch nicht als Teil von Forschung verstanden hatten, sondern persönlich nahmen, waren am Ende beleidigt wenn etwas nicht klappte und gingen mit einem schlechten Gefühl raus.