Kontext
Die Videos werden in einer Statistiksoftware-Übung im Rahmen der Methodenausbildung in den Studiengängen B.A. Politikwissenschaft und B.A. Soziologie eingesetzt.
Problem
Bei der Vermittlung von Grundkenntnissen einer Statistiksoftware kam es zu dem Problem, dass die Präsentation durch den Dozenten in der Lehrveranstaltung für einige Studierende zu langsam und für andere Studierende zu schnell war. Manche Studierende konnten den Ausführungen des Dozenten nicht mehr folgen, wenn sie einmal den Anschluss verpasst hatten.
Wirkkräfte
Lerntempo: Das Lerntempo der Studierenden ist in Statistiksoftware-Übungen sehr heterogen. Für die Studierenden, die mehr Zeit brauchen als ihre Mitstudierenden, kann es sehr frustrierend sein, wenn die Präsentation der Vorgehensweise bei statistischen Analysen für sie zu schnell geht.
Die Nutzung von Lehr-/Lernvideos erlaubt es, mit dieser Heterogenität im Lerntempo umzugehen, da jede/r in seinem/ihrem eigenen Tempo lernen kann.
Lösung
Lehr-/Lernvideos werden im Sinne des Flipped Learnings für die Vermittlungsphase außerhalb der Sitzungen der Lehrveranstaltung genutzt.
Die erstellten Lehr-/Lernvideos erlauben es den Studierenden, sich die Grundlagen der Statistiksoftware in ihrem eigenen Tempo zu erarbeiten. Im Sinne des „Flipped Learning“ (Talbert 2017) wird die freigewordene Präsenzzeit für vertiefende Übungen genutzt. Somit wird der klassische Unterricht umgedreht: Die Vermittlung der Grundlagen findet außerhalb der Präsenzphasen mit Hilfe der Videos statt, die Vertiefungsphase anhand von Übungsaufgaben findet in der Präsenzphase statt. Dabei wird vom Dozenten unterstützte Einzelarbeit, Partnerarbeit und Gruppenarbeit in verschiedenen Formen genutzt.
Details der Lösung
Lehr-/Lernvideos können entweder selbst erstellt werden oder es kann auf bereits bestehende Videos zurückgegriffen werden. Auf Videoplattformen wie youtube.com oder vimeo.com finden sich Videos zu vielen unterschiedlichen Themen. Auch viele Universitäten haben eigene Videoplattformen, wie z.B. lecture2go der Uni Hamburg.
Empirisch wurde gezeigt, dass Lehr-/Lernvideos eine effektive Form der Wissensvermittlung sein können (Kay 2012), insbesondere im Bereich der Statistiklehre (Lloyd/Robertson 2012).
Um die Präsenzphase ad hoc an den Lernerfolg der Studierenden anzupassen, können Mastery-Tests verwendet werden, die prüfen, inwiefern die Studierenden die in den Videos vermittelten Grundlagen bereits beherrschen (Handke 2015, S.119).
Vor dem Einsatz von Lehrvideos sollte das Lernen mit Videos mit den Studierenden geübt werden.
Folgen (Vorteile, Nachteile)
Vorteile:
- Es kann zu einer geringeren Anwesenheitsquote in der Präsenzphase kommen.
- Die Studierenden können sich die Grundlagen der Software in ihrem eigenen Tempo erarbeiten.
- Die Studierenden können sich die Videos in beliebigem Tempo ansehen, beliebig oft pausieren und die Videos wiederholt ansehen.
Nachteile
- Durch die erhöhte zeitliche Flexibilität kann es verstärkt zu Prokrastination bei den Studierenden kommen.