Kontext
Das Seminar findet im Rahmen eines Moduls im Studiengang Deutsch als Fremd- und Zweitsprache statt. Das zweite zum Modul gehörende Seminar beschäftigt sich stärker mit den fachlichen Inhalten (hier: Didaktische Aspekte von Schriftlichkeit im Fremdsprachenunterricht), in dem u.a. auch Studien zum Thema gelesen und diskutiert werden.
Problem
Studierenden fällt es schwer, Studien kritisch einzuschätzen (den Methodeneinsatz, die Validität und Generalisierbarkeit) und deren Ergebnisse adäquat weiterzuverwenden.
Wirkkräfte
- fehlendes Wissen (auch Erfahrungswissen) über das Zustandekommen von Forschungsergebnissen (Methoden)
- falsche Vorannahme: publiziertes Wissen ist richtiges Wissen -> keine kritische Haltung gegenüber Texten
- strukturelles Problem: Bildung oft als Wissensreproduktion mit hohem Vermittlungsdruck (viele Inhalte in wenig Zeit)
Lösung
In einem fachspezifischen Modul wird ein, auf den fachlichen Gegenstand bezogenes Seminar durch ein weiteres ergänzt, das sich mit dem Entstehungsprozess von Wissen beschäftigt und das kritische Lesen und Beurteilen von Studien trainiert: Im Wechsel von Selbststudium (Onlinephasen) und Präsenzsitzungen erarbeiten Studierende entlang des Modulthemas (Erfahrungs-)Wissen über Schritte des Forschungsprozesses sowie fachspezifische Forschungsmethoden und werden in deren Anwendung, Transfer und kritischer Betrachtung begleitet.
Details der Lösung
Blended Learning-Konzept basierend auf dem Flipped Classroom-Prinzip: gerahmt durch eine einführende Sitzung und eine Schlusssitzung finden mehrere Zyklen statt: Es wechseln sich in zweiwöchigem Rhythmus Selbststudienphasen (Onlinephase – O) und dreistündige Doppelseminare (Präsenzphase – P) ab (-> siehe Seminarplan im Anhang).
Einführende Sitzung:
Vorstellung des Seminarkonzepts, Sensibilisierung für das „Problem“ (s.o.) durch Reflexion der eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten in Bezug auf Forschungsmethoden; Stationenarbeit: Einführung in die Wissenschaftstheorie (z. B. Alltagsbeobachtungen vs. wissenschaftliche Beobachtungen; Begriffe der Wissenschaftstheorie und Forschungsmethodologie; Qualitative und quantitative Forschung; Forschungsethik -> siehe Beispielstation im Anhang).
ca. sechs Zyklen im Muster O -> P (-> Beispiel siehe Anhang)
3 thematische Blöcke:
- Grundlagen Forschungsmethodik,
- fachspezische Forschungsmethoden,
- Analyse von Forschungstexten
Gestaltung der Selbststudienphasen (O):
Erarbeitung relevanter Konzepte mithilfe von vorgegebenen Texten (i. w. S.: also auch Videos, Audios, etc.) und Verständnisüberprüfung in kurzen Aufgaben (z. B. Quiz mit Feedback/Lösung). Asynchrone Arbeit auf Moodle individuell und in der Gruppe.
Gestaltung der Präsenzsitzungen (P):
Klärung von Fragen, Ergebnissicherung des eigenständig erarbeiteten Wissens durch aktivierende Methoden (z. B. als Stationenarbeit in Kleingruppen) und durch Unterrichtsgespräche; Anwendung und Transfer im Rahmen von forschungsmethodischen Übungen (z. B. Entwicklung eines Fragebogens); Abschluss der Sitzungen mit einer Abschlussreflexion, in der die Studierenden für sich selbst notieren, was sie neu gelernt haben und was sie eigenständig noch vertiefen möchten/sollten.
Die Rolle der/des Dozierenden besteht darin, die Studierenden zu unterstützen und Verständnisprobleme zu klären.
Letzter Zyklus (Block 3): die Studierenden recherchieren in Kleingruppen Forschungstexte zum Modulthema, lesen und diskutieren diese dann kritisch anhand von Leitfragen in Bezug auf die Forschungsmethodik.
Das Seminar endet mit Präsentationen der Studierenden, in denen sie die gelesenen und analysierten Texte vorstellen und Rückmeldungen von den Peers sowie der/dem Dozierenden bekommen. Prüfungsleistung kann die Verschriftlichung dieser Analysen oder ein Lesetagebuch sein.
Folgen (Vorteile, Nachteile)
Vorteile:
- Anbahnung einer wissenschaftlichen Haltung, z.B. kritische Herangehensweise an Forschungsergebnisse, Beurteilung der Gültigkeit und Reichweite von Forschungsergebnissen.
- Fachbezogenes Kennenlernen einer Wissenschaftskultur / eines Wissenschaftsverständnis
- Erwerb von Kenntnissen nicht nur auf deklarativer Ebene, sondern auch deren praktische Anwendung und Transfer in den Präsenzveranstaltungen.
- Breit einsetzbares Veranstaltungskonzept, da eine Verknüpfung mit verschiedenen Fachthemen möglich ist.
Nachteile:
- Umgang mit Studierenden bei der Einforderung, den in der Studienordnung verankerten Worklaod zu investieren: Kommunikation des Arbeitsaufwands, Nutzens für das weitere Studium (z.B. Abschlussarbeiten) zu Beginn.
- Trotz Verknüpfung leicht geringere Bedeutung von Modul- und Seminarinhalten
- Strukurell fehlender Transfer auf andere Forschungsbereiche durch gegenstandsbezogene Erarbeitung der Forschungsmethoden
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