Kontext
Die Lösungen ist in vielfältigen Kontexten in der Hochschullehre erprobt worden. In Seminaren und (mehrtägigen) Workshops (z.B. Weiterbildungsstudiengang Master of Higher Education, Fremdsprachenunterricht) haben die Teilnehmenden zum Teil im Selbststudium und zum Teil vor Ort Texte gelesen und vorbereitetet, um sie sich wechselseitig vorzustellen und zu diskutieren. Die Gruppenzusammensetzung war dabei in der Regel interdisziplinär und auch heterogen in Bezug auf Vorwissen.
Problem
Studierende verarbeiten den zu lernenden Stoff (insbesondere Texte) nicht bzw. nicht gründlich genug, sodass in den Lehrveranstaltungen nicht damit gearbeitet werden kann und somit in der Folge nicht auf dieses Wissen zurückgegriffen werden kann.
Wirkkräfte
Die Studierenden bereiten Texte/Inhalte häufig nicht vor, da sie berechtigterweise annehmen, dass sie sowohl in der Masse nicht bemerkt werden als auch dass die Lehrkraft das Problem (z.B. durch die Übernahme der Präsentation ) selbst löst.
Lösung
Die Jigsaw-Methode oder auch „Gruppenpuzzle“ ist eine aktivierende Lernmethode von Elliot Aronson, in der Lerngruppen auf eine bestimmte Weise kooperieren und der Lernstoff mehrfach wiederholt und gefestigt wird.
Details der Lösung
- Schritt 1: Vorbereitung. Ein Text wird in der Regel in vier verschiedene sinngemäße Abschnitte gegliedert (z.B. Kapitel aus dem Lehrbuch).
- Schritt 2: Die Studierenden werden in (vier) Stammgruppen (3-6 Personen pro Stammgruppe) eingeteilt. Dies geschieht entweder zufällig oder nach Kriterien. Die Gruppe gibt sich einen Namen
- Schritt 3: Anschließend erhält jede Stammgruppen alle Textteile je einmal. Die Gruppe entscheidet, wer welchen Textteil übernimmt, d.h. jedes Mitglied der Stammgruppen erhält nur einen anderen Abschnitt bzw. ein anderes Kapitel.
- Schritt 4: Die Texte werden individuell erarbeitet.
- Schritt 5: Es finden sich alle Studierenden zusammen, die den gleichen Textabschnitt (das gleiche Kapitel) gelesen haben. In diesen ExpertInnengruppen spricht man gemeinsam über diesen Textabschnitt, klärt Verständnisschwierigkeiten und entwickelt schließlich eine Strategie, die eigene Gruppe (Stammgruppe) über diesen Textteil zu informieren.
- Schritt 6: Die ExpertInnenkehren in ihre Stammgruppe zurück, präsentieren den Inhalt des Textabschnittes (bzw. Kapitel) und klären Verständnisfragen. Eine Abschlussrunde im Plenum ist nicht vorgesehen.
HInweis: Die Anzahl der Texteteile kann an die Gruppengröße angepasst werden (z.B. drei Teile bei neun Personen). Im besten Fall entspricht die Anzahl der Textabschnitte der Anzahl der Stammgruppenmitglieder.
Das Gruppenpuzzle ist skalierbar, d.h. auch in größere Gruppen kann mit dem Gruppenpuzzle gearbeitet werden. Dann gibt es mehrere themengleiche ExpertInnengruppen.
Folgen (Vorteile, Nachteile)
- Es entsteht eine gegenseitige Verantwortlichkeit, die dazu führt, dass Studierende sich vorbereiten.
- Studierende müssen die Texte lesen, damit diese in den ExpertInnengruppen die anderen Gruppenmitglieder informieren kann.
- Viele Studierende fühlen sich durch diese Lernform motiviert.
- Bei Verständnisproblemen bekommen die Studierenden Unterstützung von Studierenden aus anderen ExpertInnengruppen.
- Die Lehrkraft hat Zeit, einzelne Gruppen zu unterstützen (z.B. Impulse zu geben).
- Studierende hegen manchmal die Befürchtung, dass sie ihren KommilitonInnen ggf. falsches Wissen lehren.
- Einzelne Lernende geben an, sich die Inhalte lieber alleine aneignen zu wollen.
- Die Verantwortlichkeit für das Lernen und die Präsentation des Stoffes wird den Studierenden übertragen.